Mit Zurückweisungen entspannt umgehen
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Immer wieder werde ich im Modul 1 (Grundlagenseminar) gefragt, wie man auf ein „Nein“ reagieren könnte. Da dieses Thema vielschichtig ist, möchte ich versuchen zu erklären, was bei einem „Nein“ eventuell mit dir passiert. Klarheit darüber zu erlangen ist wichtiger, als möglichst gewaltfreie Überredungskünste zu entwickeln. Nach einem „Nein“ brauchst du nämlich erst mal eine Erste-Hilfe-Massnahme für die vermeintliche Ablehnung.
Warum es schwerfällt, ein „Nein“ anzunehmen
Wer ein „Nein“ zu hören bekommt, kann mit dieser Verweigerung nicht immer entspannt umgehen. Manche sind enttäuscht, verunsichert oder haben zumindest ein schlechtes Gefühl. Und wer will das schon?
Falls du dich erlebst, dass du ein „Nein“ nicht gelassen hinnehmen kannst, geschweige denn die Perspektive der anderen Person einnehmen kannst, um einen gemeinsamen Nenner zu finden, dann könntest du dich in diesen Punkten ebenfalls wiederfinden:
1. Angst vor Ablehnung: Ein „Nein“ auf eine Bitte oder Frage kann für dich als persönlicher Angriff oder als Zeichen dafür wahrgenommen werden, dass du nicht akzeptiert oder gemocht wirst. Aus meiner Erfahrung ist die Angst vor Ablehnung/Liebesentzug oder Enttäuschung sehr stark, vor allem wenn das Selbstwertgefühl gerade geschwächt ist. Diese Ablehnung zu erleben will natürlich jeder vermeiden.
2. Kontrollverlust: Es kann sein, dass du ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle über deine Umgebung und Beziehungen hast. Ein „Nein“ zu hören kann somit als Verlust von Kontrolle und Sicherheit empfunden werden, was Unbehagen oder sogar Angst auslösen kann.
3. Empathie-Mangel: Ein Mangel an Empathie führt unweigerlich dazu, dass du für die Bedürfnisse und Grenzen anderer nicht offen bist.
4. Fehlende Konfliktfähigkeit: Eine Angst vor Konflikten, lässt dich bei einem „Nein“ erstarren, denn dies wird häufig als Auftakt für einen Konflikt angesehen. Wenn du nicht entspannt mit Konflikten bist, wirst du diese eher vermeiden wollen (Rückzug) oder gewinnen wollen (Angriff).
5. Grosse persönliche Instabilität: Wenn andere Menschen ihre Grenzen wahren, kann dies bei persönlicher Labilität/Instabilität eher bedrohlich wirken.
Wenn du dich in einem der Punkte erkannt hast, dann ist ein „Nein“ für dich eine offene Wunde in deinem Leben. Damit umzugehen kann erstmal echt anstrengend und schmerzhaft sein, und eventuell bist du nicht mehr Herr der Lage. Neben der Enttäuschung, dass die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, kämpfst du innerlich auch noch mit Gefühlen wie Ohnmacht, Verwirrung, Einsamkeit usw. Vermutlich weisst du vor lauter Überforderung nicht, wie du reagieren sollst. Du fällst in den Opfermodus und die Selbstzweifel fallen über dich her.
Welche Bedürfnisse stecken hinter einem „Nein“?
Ich denke es wird klar, dass jetzt erst einmal eine Erste-Hilfe-Massnahme, nämlich Selbstfürsorge im Sinne von Reflektion, nötig ist, um wieder Boden unter den Füssen zu bekommen. Durch Selbstempathie kannst du deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse erkennen, die durch die vermeintliche Ablehnung ausgelöst wurden.
Wenn das gelungen ist, bist du wieder offen für dein Gegenüber. Vielleicht möchtest du seine Bedürfnisse hinter dem „Nein“ erforschen? Dies bietet zugleich die Chance, neu zu verhandeln! Wenn du das „Nein“ nicht als Niederlage, sondern als willkommenes Training nehmen kannst, um deine Bedürfnisse und die des Gegenübers hinter dem „Nein“ zu entdecken, ist es hilfreich für euch beide.
Verbindung schaffen nach einer Zurückweisung
Das kann dadurch geschehen, dass du aktiv nachfragst, um sicherzustellen, ob du die Bedürfnisse und die Gefühle der anderen Person verstanden hast. Auch Verständnis entgegenzubringen wie bspw. “Ich verstehe, dass du deine Zeit schützen möchtest” schafft Verbindung. Genau um die geht es. Behalte die Verbindung im Auge. Es geht nicht darum jemand zu manipulieren, damit die Meinung geändert wird oder Druck auszuüben und in Machtspiele abzurutschen.
Du kannst auch deine eigenen Bedürfnisse mitteilen und fragen, ob es alternative Möglichkeiten gibt, die Bedürfnisse von euch beiden erfüllen, ohne aber die Grenzen zu überschreiten. Zum Schluss bleibt ein respektvolles Akzeptieren der Entscheidung, auch wenn es nicht das ist, was du erhofft hast. Vielleicht brauchst du auch nochmals eigene innere Zuwendung, um wertzuschätzen was ist.
Falls du Lust bekommen hast dich damit zu beschäftigen: Im Modul 2 trainieren wir das empathische „Nein“ mit vielen hilfreichen Übungen….