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13. Juni 2023 SeminarCoachingPodcastLesezeit: 7 Minuten

Was tun, wenn Emotionen die Kontrolle übernehmen?

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Die meisten von uns kennen das: Es genügt eine provokante Äusserung oder ein abfälliger Blick, und schon geht innerlich die Post ab. Wenn ein wunder Punkt getroffen wird, reagieren wir emotional – und das fällt meistens unangemessen aus. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, sind wir im Nachhinein auch noch unzufrieden mit unserem Verhalten. Wir wissen eigentlich, dass in diesen Situationen mehr Gelassenheit angebracht wäre und dass wir einfach tief durchatmen oder bis drei zählen sollten. Doch oft fühlen wir uns wie blockiert und haben keinen Zugang mehr zu unserem «vernünftigen Wissen». Wir verlieren die Kontrolle über unsere Emotionen und reagieren unangemessen.

Wird ein wunder Punkt getroffen, können wir die Kontrolle über unsere Emotionen verlieren

Die meisten von uns kennen das: Es genügt eine provokante Äusserung oder ein abfälliger Blick, und schon geht innerlich die Post ab. Wenn ein wunder Punkt getroffen wird, reagieren wir emotional – und das fällt meistens unangemessen aus. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, sind wir im Nachhinein auch noch unzufrieden mit unserem Verhalten. Wir wissen eigentlich, dass in diesen Situationen mehr Gelassenheit angebracht wäre und dass wir einfach tief durchatmen oder bis drei zählen sollten. Doch oft fühlen wir uns wie blockiert und haben keinen Zugang mehr zu unserem «vernünftigen Wissen». Wir verlieren die Kontrolle über unsere Emotionen und reagieren unangemessen.

In diesen Momenten werden bestimmte neuronale Netzwerke in unserem Gehirn aktiviert, die uns dazu veranlassen, in den «Kampf- oder Fluchtmodus» zu schalten. Wir sind dann nicht mehr in der Lage, rational zu denken, und unsere Emotionen übernehmen die Kontrolle. Unsere Reaktion ist postwendend und diese spontane Reaktion löst vielleicht später ein Bedauern aus.
Um diese Überreaktionen zu vermeiden, ist es wichtig, unsere neuronalen Netzwerke zu trainieren und zu lernen, wie wir in solchen Situationen ruhig und gelassen bleiben können.

Emotionale Überreaktionen können viel Schaden anrichten

Wenn wir uns von unseren Emotionen überwältigen lassen, kann das zu negativen Auswirkungen auf unsere Beziehungen, unsere Arbeit und unser Leben im Allgemeinen führen. Wir können uns in Situationen hineinsteigern, die für unsere Umgebung und uns selbst unangenehm sind. Wir machen uns selbst unglücklich, weil wir hinterher feststellen, dass unsere Reaktion überzogen war. Wir verlieren das Vertrauen unserer Mitmenschen, weil wir uns nicht im Griff haben. Und obwohl wir oft im Nachhinein wissen, dass wir anders hätten reagieren sollen, fällt es uns schwer, in der Situation selbst den Überblick zu behalten.

Eigentlich wüssten wir, dass mehr Gelassenheit angebracht wäre. Einfach tief durchatmen und bis drei zählen. Doch wir sind oft wie blockiert. Sobald Frau X oder Herr Y etwas sagt oder auch nur in die Nähe kommt, können wir bestimmte Reaktionen nicht mehr steuern.

Möglicherweise hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie du in solchen Situationen anders reagieren könntest. Vielleicht hast du dir gewünscht, deine Emotionen besser regulieren zu können oder dich selbst besser zu verstehen, damit du nicht ständig von deinen eigenen Reaktionen überrascht wirst.

Mit dem Verstand lassen sich Emotionen nicht kontrollieren

Wie kann ich mehr Gelassenheit leben und mich regulieren, sodass dieses sich verselbstständigende Programm in meinem Gehirn in gewissen Situationen nicht weiter die Oberhand hat und stattdessen mein erwachsener Menschenverstand wieder anspringt?

Meine eigene Erfahrung ist, dass bei mir weder Meditieren noch Autogenes Training und genauso wenig unzählige Literatur wie «Die Kunst, auf Angriffe gelassen zu reagieren» wirklich gefruchtet haben. Mit der Ratio habe ich verstanden und mir immer wieder fest vorgenommen, das nächste Mal ruhig zu bleiben. Vergebens. Ebenfalls erfolglos waren positive Affirmationen, also Sätze wie «Ich bin ruhig und gelassen». Es muss also einen anderen Zugang zu den Bereichen im Gehirn geben, die mich dann so handeln lassen, wie ich es eigentlich lieber möchte.

Der Weg zu mehr Gelassenheit – Persönlichkeitsarbeit

Wie also können wir lernen, in herausfordernden Situationen geistesgegenwärtiger zu bleiben und uns nicht von unseren Emotionen überwältigen zu lassen? Die gute Nachricht vorneweg: Es ist lernbar.

Eine Möglichkeit, mehr Gelassenheit zu erlangen, ist die Persönlichkeitsarbeit. Mir hat da die Gewaltfreie Kommunikation geholfen: einen Zugang zu unbewussten oder verdeckten Gefühlen und Facetten meiner Persönlichkeit zu finden. Von zentraler Bedeutung, finde ich, ist die verständnisvolle Verbindung mit sich selbst. Das Erkennen und Verstehen der wunden Punkte und empfindsamen Seiten der Persönlichkeit. Erfahren, wie sich empathische Präsenz anfühlen kann, wie heilsam sie beim Identifizieren der eigenen Gefühle und Bedürfnisse ist.

Durch die Stärkung des Selbstwerts lernen wir uns besser kennen und verstehen. Dadurch gelingt es uns, unsere Reaktionen zu steuern. Wir können uns selbst besser einschätzen und wissen, welche Situationen für uns schwierig sind.

Gewaltfreie Kommunikation stärkt die emotionale Regulation

Für mich ist die Gewaltfreie Kommunikation eine besonders effektive Methode, genauer eine Lebenshaltung, um die emotionale Regulation zu stärken und in Verbindung mit geistiger Klarheit zu bleiben. Eine funktionierende Methode, um uns mit unseren wunden Punkten und empfindsamen Seiten zu verbinden.

Ein ganz wesentlicher Umstand ist, dass wir uns oft (natürlich unbewusst) in diese herausfordernden Situationen begeben. Ich hatte kürzlich einen Kunden (Führungsperson) im Coaching. Es ging um das Thema «gelassener zu sein in Verbindung mit anderen Menschen in schwierigen Situationen». Es hat sich gezeigt, dass er einfach zu lange lieb, nett, geduldig, grosszügig, verständnisvoll etc. ist. Innerlich kostet das schon ganz viel Kraft und überfordert. Mit der Zeit hat er mit GFK gelernt und geübt, dass wenn er sich von Anfang an liebevoll durchsetzt (die Betonung liegt auf liebevoll), mit viel innerer Klarheit und Entschlossenheit, ist das für seine Mitarbeitenden und für ihn selber eine absolute Erleichterung. Denn dadurch werden Stresssituationen vermieden und die Gelassenheit war nicht mehr Thema. Das ist für mich der Weg für nachhaltige Gelassenheit: Erstmal herausfinden, was führt denn überhaupt dazu, dass ich meine Gelassenheit verliere. Diese Persönlichkeitsarbeit war für meinen Kunden ein Erkennen und Verstehen seiner wunden Punkte: Er hatte nie gelernt sich durchzusetzen. Für ihn war Durchsetzen gleichbedeutend mit Gewalt. Dass es auch liebevoll mit viel Klarheit gehen kann, war die Erkenntnis schlechthin.

Uschi Kellenberger

Dadurch können wir in herausfordernden Situationen gelassener bleiben und uns nicht von unseren Emotionen überwältigen lassen. Wir können uns selbst besser schützen und wissen, welche Situationen für uns besonders schwierig sind und wie wir einen kühlen Kopf bewahren können.

Das Ergebnis ist, dass die Fähigkeit ausgebaut wird, die emotionale Regulation zu stärken und in Verbindung zur geistigen Klarheit zu bleiben. Hier kann die Gewaltfreie Kommunikation wirksam ansetzen. Denn mit Selbstempathie oder durch ein Empathisches Coaching gelingt es, besser mit mir verbunden zu bleiben, die Situation von «oben» zu betrachten und mir Zeit zum Reagieren zu lassen.

Gelassenheit zu lernen, braucht Zeit, Übung und Ausdauer

Zusammenfassend ist es wichtig zu verstehen, dass Gelassenheit kein Zustand ist, der uns einfach so überkommt. Vielmehr ist es eine Fähigkeit, die wir trainieren müssen, um sie in schwierigen Situationen abrufen zu können.

Abschliessend möchte ich noch einmal betonen, dass es wichtig ist, Geduld und Durchhaltevermögen zu haben. Gelassenheit ist eine Fähigkeit, die Zeit und Übung erfordert. Aber es lohnt sich, daran zu arbeiten, denn Gelassenheit kann uns helfen, in schwierigen Situationen angemessen zu reagieren und unsere Beziehungen (die zu uns und die zu anderen) zu verbessern.

Das Ziel ist nicht, immer 100% gelassen zu sein, sondern in schwierigen Situationen geistesgegenwärtiger zu bleiben. Es ist ein Prozess, der erlernt und trainiert werden kann. Indem wir an uns selbst arbeiten und uns selbst besser kennen und verstehen lernen, können wir uns in schwierigen Situationen besser behaupten und lassen uns von unseren Emotionen nicht überwältigen.

Bild: Jeremy Bishop/unsplash

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